Da tut sich was am Schleusinger Markt

Ein Geschäft nach dem anderen schließt am Schleusinger Markt. Doch jetzt gibt’s mal eine gute Nachricht. Eine Geschäftseröffnung steht an – und zwar dort, wo einst Fleisch und Brötchen verkauft wurden. Was es da künftig geben soll?
Das ist die große Frage.

Von Katja Wollschläger

Schleusingen. Der historische Schleusinger Marktplatz mit seinem schmucken Häu- serensemble ist durchaus sehenswert. Doch einige Schaufenster sind leer. Der Fleischer direkt am Marktplatz ist seit längerer Zeit weg, ebenso der Bäcker. Okay, beide Zünfte sind aber in der Stadt weiterhin vertreten – es gibt sie keine 200 Meter weiter in der Bert- holdstraße. Dennoch sind die Geschäfte am Marktplatz leer. Zumindest für den Bereich der ehemaligen Fleischerei wird sich das bald ändern. In den linken Teil des Markt-5, Erdgeschosses zieht wieder Leben ein.

Und das ist einem Schleusinger zu verdanken. Sven Spathmann heißt der Mann, der das Wagnis Selbstständigkeit eingehen möchte. Doch nicht nur das. Für ihn erfüllt sich damit ein mindestens ebenso großer Traum: Er eröffnet einen Stehimbiss – Anfang Juli ist es so weit.

Der Kraftfahrer, der sich seit dem vergangenen Jahr offiziell im Catering-Bereich einen Namen gemacht und sich dafür in eine Küchein Waldau eingemietet hat, wollte sich verändern. „Ja, ich trage mich schon lange mit dem Gedanken, mich mit einem Imbiss selbstständig zu machen. Doch bisher haben die Voraussetzungen noch nicht gepasst.“

Tamara und Sven Spathmann sind ein gutes Team. Auch wenn sie nicht im Imbiss mitarbeiten wird, hilft sie ihrem Mann nach Kräften, seinen Traum zu verwirklichen.
Foto: Frank Bastion

Sven Spathmann lächelt. Jetzt aber sei es so weit. Seine beiden Kinder seien aus dem Gröbsten heraus – und der Laden, mit dem er liebäugelte, sei zu haben gewesen.

„Ich werde 49 Jahre alt – genau die richtige Zeit, um noch einmal durchzustarten.“
Sven Spathmann Künftiger Imbissbetreiber

Schon seit längerer Zeit haben der Chef der Schleusinger Wohnungsgesellschaft, André
Schübel und Sven Spathmann Kontakt. Doch da gab es ein Problemchen mit dem Gebäude Markt 5. „Wir waren nicht Eigentümer, wollten das Haus mit den fünf Wohnungen im Obergeschoss und dem Laden im Erdgeschoss aber gern kaufen. Allerdings haben sich die Verhandlungen hingezogen. Im Jahr 2023 sind wir dann mit dem Vorbesitzer einig geworden und haben zum Jahresende den Kaufvertrag unterschrieben“, erzählt André Schübel. Danach hat auch Sven Spathmann Nägel mit Köpfen gemacht – und seine Pläne konkretisiert, ein schlüssiges Konzept, einen Businessplan vorgelegt – und der Aufsichtsrat hat „Ja“ gesagt. „Ich denke schon, dass ein Stehimbiss am Marktplatz Schleusingen laufen kann. Essen brauchen wir alle – gerade was die Mittagsversorgung am Markt angeht, sieht es bisher dürftig aus. Es braucht nicht immer die große Tafel. Snacks reichen“, sagt auch Bürgermeister Alexander Brodführer, der zum Aufsichtsrat gehört und die Entscheidung mitgetragen hat. Sven Spathmann hat am 10. März den Vorvertrag unterschrieben.

„Das war uns wichtig, denn so besteht für beide Seiten Rechtssicherheit“, sagt Schübel.
Um die 105 Quadratmeter sind vom insgesamt 250 Quadratmeter großen Laden abgezwackt worden – und werden seit Ende März zu einer separaten Einheit geformt. Und Sven Spathmann ist hautnah dabei. Die Vorfreude ist ihm anzumerken. „Es musste jetzt sein. Ich werde 49 Jahre alt – genau die richtige Zeit, um noch einmal durchzustarten“, sagt er, der künftig für das leibliche Wohl am Markt sorgen möchte. Snacks werden die Spezialität sein – und ein Tagesessen. Wochentags von 7 bis 15 Uhr wird Sven Spathmann den Imbiss öffnen – und bei den Gymnasiasten, bei Stadtbesuchern, Rathausmitarbeitern aber auch anderen Gästen mit belegten Broten zum Frühstück, vielleicht auch Curry- und Bratwurst, aber eben auch Mittagstisch punkten. „Mit meinem bisherigen Arbeitgeber ist alles geklärt. Er wusste, dass er mich nicht zum Bleiben überreden kann“, sagt der Hobbykoch, der auch in der heimischen Küche den Kochlöffel in der Hand hat. „Er kocht besser als ich“, gibt seine Frau Tamara zu. Und das, was er zaubere, schmecke sehr gut, lobt sie.

Der gelernte Stahlbetonbauer, der aber nach seiner Lehre hinters Lkw-Steuer ge- wechselt ist, möchte nun auch dienstlich an den Herd wechseln. Sein Plan steht – jeden- falls fürs Erste. „Wir müssen sehen, wie es sich entwickelt. Ich habe nochmehr Ideen, aber erst einmal möchte ich klein anfangen. Man kann sich ja weiterentwickeln“, sagt Spathmann. Und: Normale Preise möchte er aufrufen. Was passiert mit dem Catering-Service, den er aufgebaut hat? Den gebe es natürlich auch weiterhin, sagt er.

Ein Teil des großen Ladenlokals im Gebäude Markt 5 ist also vermietet und wird zurzeit umgebaut. Für den zweiten Teil ist noch kein Vertrag unterzeichnet.

Bis zum 1. Juli, dann gilt der Vertrag, gibt es noch viel zu tun. Die Möbel hat der Schleusinger schon. Umgeräumt werden sie, wenn die Räume fertig sind. Darauf freut sich auch der Bürgermeister schon. Alexander Brodführer weiß, wie wichtig es ist, dass wieder Leben in ein Marktgeschäft einzieht. „Zu viele sind in letzter Zeit geschlossen worden. Jetzt wird ein neues eröffnet. Vielleicht ist das eine kleine Initialzündung“, hofft er.

Er wünsche Sven Spathmann alles Gute für den Neustart. „Ich kenne ihn und weiß, dass er mit viel Enthusiasmus dabei ist.“ Brodführer jedenfalls werde regelmäßig im Imbiss einkehren, das verspricht er. Und er ruft alle Schleusinger auf, das neue Angebot ab Juli auch rege zu nutzen. „Nehmt es wahr. Alles lebt von der Kundschaft. Wenn keiner kommt, dann überlebt kein Geschäft. Also: Feuer frei!“

Die Geschäftslokale in den Häusern, die sich im Eigentum der Wohnungsgesellschaft Schleusingen befinden, sind nun – bis auf das zweite im Markt 5 – alle belegt. Der Nahkauf von Dajana Dehmel, das Stadtcafé der Stiftung Rehazentrum Thüringer Wald – und nicht zu vergessen die Teutsche Schule in der Suhler Straße tragen zur Belebung des Städtchens bei.

Text: Katja Wollschläger, Freies Wort

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